Mit einem Diplom als Ökonom-Organisatorin und 15 Jahren Berufserfahrung kam Shengyul Abazova 2013 nach Deutschland. Zwei Sprachkurse, eine Anerkennung und eine Aufstiegsfortbildung später arbeitet sie nun als geprüfte Bilanzbuchhalterin.

Als Shengyul Abazova 2013 nach Deutschland kam, brachte die gebürtige Bulgarin ein Diplom als Ökonom-Organisatorin und 15 Jahre Berufserfahrung mit. Ihr Mann lebte bereits in Halle. Deshalb beschloss die Familie, dort ein neues Leben aufzubauen. Chancen, in ihrem gelernten Beruf zu arbeiten, rechnete sich die damals 35-Jährige nicht aus, als sie zum Jobcenter Halle (Saale) ging. "Ich habe damals nicht geglaubt, hier in meinem Beruf arbeiten zu können. Aber die Beraterin beim Jobcenter hat mich unterstützt und gesagt, dass alles in meiner Hand liegt. Sie gab mir auch den Tipp mit der Anerkennungsberatung."

Zunächst büffelte Shengyul Abazova neun Monate intensiv Deutsch und erreichte das B2-Niveau. Im zweiten Schritt nahm sie die Anerkennungsberatung der Servicestelle IQ "Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung" bei der AWO SPI gGmbH in Halle (Saale) in Anspruch. Daraufhin stellte sie im Juni 2014 den Anerkennungsantrag bei der IHK FOSA, die nach Durchsicht der bulgarischen Ausbildungsinhalte für den Vergleich mit dem (damals noch aktuellen*) deutschen Beruf "Bürokauffrau" vorschlug. Das Ergebnis kam wenige Monate später: "Ich habe die volle Anerkennung erhalten. Ein Teil meiner Berufserfahrung wurde für die Gleichwertigkeitsfeststellung berücksichtigt, weil der Praxisanteil während meiner Ausbildung zu gering war."

Aber Frau Abazovas Ziel war, sich als Bilanzbuchhalterin zu qualifizieren. Wieder beriet das Jobcenter. Mit der Anerkennung als Bürokauffrau erfüllte sie zwar eine wichtige Voraussetzung. Aber ein Kurs in Finanzbuchhaltung war notwendig, um das Fachgebiet in der deutschen Sprache zu erschließen. Für die ehrgeizige junge Frau damals keine Frage des Wollens, sondern der Finanzierung: "Das war alles nicht so leicht. Wir haben zwei Kinder und hätten uns das finanziell nicht leisten können." Frau Abazova hatte doppelt Glück: Das Jobcenter Halle (Saale) förderte die Weiterbildung mit einem Bildungsgutschein, und das in die Maßnahme integrierte Praktikum führte zur Festanstellung im Steuerbüro Häßler.

Der geplante Bilanzbuchhalter-Abschluss war dabei entscheidend. Frau Abazova informierte sich beim IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH über die Möglichkeiten einer Aufstiegsfortbildung. Und diese wurde dann im Rahmen des IQ-Förderprogramms gefördert. Das heißt, die Kosten wurden übernommen. So konnte sich Frau Abazova mit einer berufsbegleitenden Qualifizierung auf die Prüfung zur Bilanzbuchhalterin (IHK) vorbereiten. Nach den bestandenen ersten Zwischenprüfungen im Herbst 2016 stieg sie zur Teamleiterin Buchhaltung im Steuerbüro auf. Inzwischen hat sie es geschafft! Sie ist jetzt geprüfte Bilanzbuchhalterin - und schmiedet schon die nächsten Pläne: "Ich überlege, eine Weiterbildung im Controlling zu machen oder vielleicht ein Master-Studium. Aber nicht direkt. Ich habe knapp fünf Jahre gelernt und genieße die Zeit jetzt erst mal."

* Neuordnung im August 2014

Das Gespräch mit Shengyul Abazova wurde im November 2017 geführt. Es wurde vom Portal "Anerkennung in Deutschland" zur Verfügung gestellt.

Foto: © Portal "Anerkennung in Deutschland“/BIBB: Robert Funke