Mein Name ist Zhanna Matuzak und ich lebe in Leipzig. Aufgewachsen bin ich in der Ukraine, genauer gesagt in der Stadt Boryspil in der Nähe von Kiew. Von hier stammt auch der berühmte Ethnograf und Dichter Pawlo Tschubynskyi, der unter anderem die ukrainische Nationalhymne schrieb.

In Kiew habe ich Philosophie an der führenden pädagogischen Hochschule des Landes studiert. Nachdem ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen und meine Lehrbefähigung erhalten hatte, ging ich für ein weiterführendes Studium nach Südkorea. Ich besuchte einen Doktorandenkurs zur „Philosophie für Kinder“. Als ich das Angebot erhielt, eine Zeitlang in einem koreanischen Kindergarten zu arbeiten, nahm ich dieses sofort an. Die Arbeit gefiel mir sehr und es freute mich, Kinder in ihrer Entwicklung fördern und unterstützen zu können.

Die Projektstelle war befristet und so machte ich mir viele Gedanken, wie es weitergehen könnte. Mein Ziel war es, nach Kiew zurückzugehen und als Pädagogin an einer internationalen Schule zu arbeiten. Ich erzählte einem Bekannten, der in Deutschland einen Freiwilligendienst machte, von meinen Plänen und auch davon, dass ich gerne mehr über pädagogische Ansätze in Westeuropa erfahren würde. Er schickte mir einen Link zum Thema „Europäischer Freiwilligendienst“ (EFD). Eine Stunde später hatte ich ein Projekt zu Freinet-Pädagogik im „Buchkindergarten“ in Leipzig gefunden. Ich habe mich beworben und so bin ich im Sommer 2016 hierhergekommen.

Nach Feierabend besuchte ich Deutschkurse. Gemeinsam mit meinem Freund und jetzigen Ehemann suchte ich auch nach Perspektiven, wie es nach dem Jahr Freiwilligendienst weitergehen könnte. Im Internet fanden wir die Anpassungsqualifizierung zur pädagogischen Fachkraft bei der AWO SPI im IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt. Ich besuchte das Qualifizierungsangebot, welches mich u. a. beim Deutschlernen unterstützte. Vorher veranlasste ich mit Hilfe der IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung die Anerkennung meiner Studienabschlüsse.

Im Januar 2018 schloss ich die Qualifizierung ab. Zu der Zeit wohnte ich in Halle (Saale), wo ich auch gleich eine Stelle fand – als pädagogische Fachkraft in der AWO-Kita „Bummi“. Die Arbeitsaufnahme gestaltete sich etwas schwierig. Da die Ukraine kein EU-Staat ist, musste die Agentur für Arbeit in meinem Fall erst eine Arbeitsmarktprüfung vornehmen. Man kam zu dem Schluss, dass meine Tätigkeit auch von deutschen oder EU-Bürgerinnen und -bürgern getan werden könne. Aufgrund der Fachkräfteengpässe in diesem Bereich in Halle gab es aber gar keine anderen Bewerbungen auf die Stelle. Das IQ-Angebot der AWO SPI klärte den Sachverhalt und so erhielt ich dann doch die Arbeitserlaubnis und konnte meine Arbeitsstelle verspätet antreten.

Inzwischen arbeite ich seit einem dreiviertel Jahr in der Kita „Bummi“. Als Erzieherin habe ich große Verantwortung und neben der Betreuung unserer Kinder jede Menge Arbeit: Elternnachmittage, Entwicklungsgespräche, Beobachtung und Dokumentation, Portfolios und noch viel mehr. Ein Großteil der Arbeit ist natürlich, den Kindern neben allen Angeboten auch genug Raum zum Spielen zu lassen. Ich denke, dass ich den Anforderungen insgesamt sehr gut gerecht werde und freue mich, dass ich nun, wie mir die Leiterin mitteilte, unbefristet angestellt werden soll.

Foto: AWO SPI GmbH / Thomas Nauhaus