Ein gutes Beispiel von der buff.media Werbeagentur in Magdeburg. Wir fragten Inhaber Markus Buff nach seinen Erfahrungen in der internationalen Arbeitswelt.

In meinem Unternehmen stelle ich die Leute vor allem nach dem passenden Mindset ein. Die Kolleginnen und Kollegen in unseren Teams sollen mit einer gewissen Autonomie und Eigenverantwortung arbeiten. Entsprechende Fachqualifikationen sind eine wichtige Voraussetzung, aber nach der Einstellung beginnt für alle Neuen eine Einarbeitungsphase, in der wir unsere Systeme, Programme und Arbeitsweisen vorstellen. Unternehmen wie wir, die in den Bereichen Programmierung und Design arbeiten, sind da alle etwas unterschiedlich. Gerade wenn hauptsächlich dezentral gearbeitet wird wie bei uns.

Im ersten Corona-Lockdown 2020 hatte sich eine neue Kollegin bei uns beworben. Zuerst arbeitete sie als „Freelancerin“ in unserem Auftrag, aber später stellten wir sie fest ein. Sie hatte einen Freund, den Sie durch verschiedene freie Arbeitsprojekte im Bereich Programmierung kannte. Dies war Michał aus Stettin in Polen. Die Kollegin arbeitete schon länger mit ihm zusammen, kannte seine Fähigkeiten und wusste, dass er wegen der Lockdown-Situation in Auftragsnotstand geraten war. Also wollte ich mir diesen jungen Mann genauer ansehen und bot ihm die Mitarbeit in einem unserer Projekte an.

Neben der Arbeit hatten wir in diversen Videocalls und Telefonaten einen regen Austausch und mir wurde klar – Michał passt zu buff.media. Schon allein sein beruflicher Werdegang ist bemerkenswert. Ursprünglich hatte er Jura studiert und sogar einen Abschluss in diesem Fach erlangt. Irgendwie konnte er sich allerdings nicht mit dem Berufsfeld identifizieren. Neben dem Studium hat er sich autodidaktisch Fähigkeiten im Bereich Design und Programmierung beigebracht. Ich merkte schnell, dass er eine gute Auffassungsgabe besitzt, gerne selbstständig arbeitet und verlässlich ist. So jemanden wollte ich in meinem Team haben, da wir alle bei Buff so sind. 

Die einzige Herausforderung für uns bestand darin, die Organisationssprache in dem Team, in dem sich Michał befand, auf Englisch anzupassen. Ich war sehr überrascht, wie einfach das ging. Die Kolleginnen und Kollegen kommunizieren im Bereich Programmierung sowieso meist in Englisch und waren alle schnell bereit, auch bei Privatgesprächen ins Englische zu wechseln, da der polnische Kollege kein Deutsch kann bzw. sicherer im Englischen ist. Es gab für mich keinen Grund, Michał keine feste Stelle als „Freier Mitarbeiter“ anzubieten. Er bleibt weiter in Polen gemeldet und zahlt dort seine Steuern. Das funktioniert total einfach.

Ich kann nur dazu raten, sich von allen Vorbehalten zu lösen, die man aus der alten Arbeitswelt kennt. Zum Beispiel: Mitarbeitende zu kontrollieren, weil man ihnen nicht vertraut. Ich finde es besser, die Arbeitsergebnisse zu kontrollieren und zum Erfolgsindikator zu machen. Außerdem sollte man sich mit neuen Arbeitsorganisationsformen auseinandersetzen. Mir ist bewusst, dass das nicht in allen Branchen funktioniert, aber sicher häufiger, als man zunächst denkt.

Als Unternehmer kann man durch diese Neuorganisation auf einen viel größeren Pool an Fachkräften zugreifen. Der eine entscheidende Faktor des Wohnorts wird einfach weggestrichen. Ob die Person nun in Bayern oder in Polen wohnt, ist mir an der Stelle egal. Beide können nicht jeden Tag in mein Büro kommen. Wichtig sind für mich nur das Mindset und die Fähigkeiten des Mitarbeiters.