In Syrien arbeitete ich als Anwalt und war auf dem besten Weg, Richter zu werden. Das war immer mein Traum gewesen, doch wegen des Krieges musste ich fliehen. Ich wuchs in der Kleinstadt Quneitra im Süden Syriens auf. Ich erinnere mich noch an die schöne Natur, in der ich als kleines Kind mit meinen Freunden spielte. Der Ort war wirklich sehr klein, und nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte, fuhr ich jeden Tag 70 Kilometer mit dem Bus zum Jurastudium nach Damaskus. Ich war schon immer sehr wissbegierig und zielstrebig. Darum wurde ich bereits mit 5 Jahren eingeschult und hatte mein Studium 2009 mit 21 Jahren abgeschlossen. Bevor ich als Anwalt in meiner Heimatstadt anfangen konnte, musste ich jedoch von 2010-2012 zur Armee. Das war wichtig, um die Chance auf ein Richteramt zu bekommen. Doch dazu kam es dann leider nicht. Als ich 2014 erneut zur Armee für den Krieg einberufen wurde, wanderte ich erst in die Türkei und dann nach Deutschland aus.

Mein Bild von Deutschland war sehr positiv und simpel. Mein Vater zum Beispiel fuhr einen Mercedes. Das war ein tolles deutsches Auto und so sah man auch Deutschland in Syrien: als Land mit guten Eigenschaften und Qualität. Leider kann ich hier meinen Traum vom Richteramt nicht verwirklichen. In Syrien herrscht ein ganz anderes Rechtssystem und ich müsste wieder neu studieren. Stattdessen arbeite ich seit 2017 bei Hermes. Es ist ein einfacher, aber guter Job, denn ich bin damit unabhängig und kann meine Familie versorgen. Das ist mir am wichtigsten. Langfristig möchte ich mich jedoch umorientieren und eine Arbeit finden, die mich intellektuell mehr fordert. In meiner Freizeit kommt mir meine Arbeit als Anwalt allerdings doch zugute. Und zwar biete ich für Freunde und Bekannte ehrenamtlich Rechtsberatung zu den Themen Familienzusammenführung und Aufenthaltsrecht an. Das macht mir großen Spaß. Vielleicht lässt sich daraus noch etwas machen.


Sie möchten in Deutschland gern in dem Beruf arbeiten, den Sie in Ihrer Heimat erlernt haben? Das IQ Netzwerk berät Sie gern kostenlos und unterstützt Sie beim Finden der für Ihren Berufs- oder Studienabschluss zuständigen Anerkennungsstelle (Behörde). Weiterhin informieren wir Sie zu Qualifizierungsmöglichkeiten nach einer Teil- oder Nichtanerkennung Ihres Abschlusses.