Mein Name ist Bakir, und ich komme aus Ghardaïa, einer Stadt im Süden Algeriens, die für ihre einzigartige Architektur und Kultur bekannt ist. Sie liegt im M'Zab-Tal, einem UNESCO-Weltkulturerbe, und ist von beeindruckenden Wüstenlandschaften umgeben. Das Leben dort ist ruhig und traditionsbewusst.
Schon als Kind war ich fasziniert von Technik und wollte verstehen, wie Dinge funktionieren. Ich habe elektronische Geräte auseinandergebaut, um ihre Funktionsweise zu erforschen. Dieses Interesse führte mich dazu, Elektroniker zu werden – ich wollte nicht nur Wissen sammeln, sondern aktiv an neuen Technologien mitarbeiten. Nach dem Abitur in Constantine begann ich ein Studium in Elektronik und schloss es mit einem Bachelor ab. Leider gab es in meinem Berufsfeld keine Jobmöglichkeiten, sodass ich gezwungen war, im kaufmännischen Bereich zu arbeiten.
Aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktlage in Algerien entschied ich mich, meine Zukunft woanders aufzubauen. Ich zog nach Dnipro in der Ukraine, um dort zu arbeiten und meinen Master zu machen. Doch meine Pläne wurden durch den Kriegsausbruch durchkreuzt, und ich musste bereits im ersten Semester fliehen.
In Deutschland erhielt ich Schutz vor dem Krieg und begann mein neues Leben in Halle. Ich lernte schnell die Sprache und arbeitete zunächst als Elektrohelfer. Da mir praktische Erfahrung als Elektroniker fehlte, absolvierte ich ein Praktikum über meine Sprachschule. Ich war entschlossen, mein berufliches Ziel weiterzuverfolgen.
Die Sprachschule empfahl mir das Fachinformationszentrum Einwanderung des IQ Netzwerks Sachsen-Anhalt. Dort erhielt ich Unterstützung bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt sowie bei Behördengängen. Mir war klar: Ich wollte entweder direkt arbeiten oder eine neue Ausbildung beginnen. Mithilfe der IQ-Anerkennungsberatung ließ ich meinen Hochschulabschluss von der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) bewerten. Mein Ziel war es, meine technische Begabung und meine Leidenschaft für meinen Beruf weiterhin auszuüben und meine Qualifikation für Arbeitgeber transparenter zu machen.
Ich hatte mich bereits für Ausbildungsplätze beworben und Vorstellungsgespräche geführt, jedoch ohne Erfolg. Nach der Einschätzung des Fachinformationszentrums war eine Ausbildung für mich aufgrund meiner Qualifikation nicht notwendig – zudem gab es in meinem Bereich eine hohe Nachfrage nach Fachkräften. Deshalb verfolgten wir zwei Strategien: Ich bewarb mich sowohl für eine Ausbildung als auch für direkte Stellen als Fachkraft, um meine Chancen zu maximieren.
Das Fachinformationszentrum half mir, meine Bewerbungsunterlagen zu optimieren, Stellenangebote zu finden und mit Firmen sowie Behörden zu kommunizieren. Gleichzeitig bereitete ich die Unterlagen für den Wechsel meines Aufenthaltstitels in eine Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft vor, da dafür eine Stellenzusage erforderlich ist.
Während des Bewerbungsprozesses verbesserte ich weiter meine Sprachkenntnisse und absolvierte einen B2-Sprachkurs. In Absprache mit meiner Jobcenter-Ansprechpartnerin machte ich ein Probepraktikum als Fachkraft in einer Firma in Halle. Das Fachinformationszentrum stand dabei in engem Kontakt mit dem Unternehmen und dem Jobcenter.
Obwohl mir die Firma letztendlich nur eine Ausbildung anbot, unterstützten mich das Fachinformationszentrum und das Jobcenter weiterhin, da meine Chancen auf eine Fachkraftstelle sehr gut waren – nicht nur wegen meiner Qualifikation und meiner Sprachkenntnisse, sondern auch aufgrund meiner aktiven Bemühungen um eine nachhaltige Integration. Diese Unterstützung gab mir viel Motivation.
Ich blieb weiterhin aktiv und bewarb mich weiter. Währenddessen schloss ich meinen B2-Kurs ab, erhielt die offizielle Bewertung meines Bachelorabschlusses und wurde schließlich zu einem Vorstellungsgespräch bei einem anderen Unternehmen eingeladen.
Seit Februar 2024 arbeite ich nun bei der Gollmann Kommissioniersysteme GmbH als Elektroniker für Kundendienst und Service. Dank dieser Stelle konnte ich meinen Aufenthaltstitel als Fachkraft erhalten und mir eine eigene Wohnung mieten. Der Einstieg in das Unternehmen war anfangs herausfordernd, aber ich habe mich schnell eingelebt und viel gelernt. Besonders schätze ich die Teamarbeit und die Unterstützung durch meine Kollegen, die mir geholfen haben, mich weiter zentwickeln.
In meiner Freizeit genieße ich die Natur rund um Halle sowie die ruhige, aber dennoch lebendige Atmosphäre der Region. Es ist ein großartiger Ort, um Arbeit und Erholung zu verbinden.
Mein Rat an alle, die nach Deutschland kommen oder hier arbeiten möchten: Es lohnt sich, die Sprache zu lernen und Netzwerke aufzubauen. Das erleichtert den Einstieg enorm und hilft, das Beste aus den neuen Möglichkeiten zu machen!